Es soll Leute geben, die erst bei Temperaturen weit jenseits der 30-Grad-Marke so richtig loslegen. Und während sich Normalsterbliche bei dieser Hitze ins Freibad retten oder anderswo Abkühlung suchen, gibt es da noch diese Triathleten. Immer im Juli laufen diese in Ladenburg zur Hochform auf – in einer Stadt, in der so vieles an das antike Rom erinnert.
Doch die modernen Gladiatoren tragen keine Rüstung und kämpfen auch nicht mit Schildern und Speeren – sondern in Laufschuhen gegen die Hitze. Ihr Kolosseum ist das Römerstadion in Ladenburg, wo sich das Volk immer im Juli zu Brot und Spielen versammelt. Die Bratwurst gibt es zu ehrlichen Preisen, das Publikum gilt als eines der begeisterungsfähigsten in der Region. Wäre da nicht diese flirrende Hitze.
Diese sei auch der Grund, weshalb der Römerman nicht ganz oben auf ihrer persönlichen Hitliste zu finden sei, gibt Kathrin Halter zu: „Es ist jedes Mal so schlimm“, lachte die Athletin des SV Nikar Heidelberg. „Der Start vom Schiff und die späten Startzeiten, irgendwie stehe ich mit diesem Wettkampf hier immer etwas auf Kriegsfuß.“ Dabei hatte es für die Dritte von Ladenburg zunächst gar nicht einmal so schlecht ausgesehen. Mit etwa 30 Sekunden Rückstand auf Ursula Trützschler war Halter aus dem Wasser geklettert. „Das war eigentlich ganz okay“, befand die Heidelbergerin. „Ich habe gehofft, ich sehe Ursula noch beim Radfahren, aber dazu kam es leider nicht mehr.“
Denn auch in Ladenburg mühte sich die Konkurrenz vergeblich gegen die Dominatorin des Rhein-Neckar-Cups. Mit über sechs Minuten Vorsprung gewann Trützschler die Hitzeschlacht souverän. Janina Fabriz vom Soprema Team TSV Mannheim und Kathrin Halter waren trotz eines starken Laufs letztlich chancenlos gegen die Dame, die im Rhein-Neckar-Cup nun alle Trümpfe in den Händen hält.
Es kämen ja noch zwei Wettkämpfe, gab die Siegerin aller drei bislang ausgetragenen Triathlons im Rhein-Neckar-Cup zu bedenken: „Es kann sich da schon noch etwas tun, aber auf jeden Fall ist es schön, ein kleines Polster zu haben.“ Der Schlüssel zum Sieg war die Radstrecke. Dort konnte die 27-Jährige ihre Konkurrentinnen erfolgreich auf Abstand halten. Die Laufstrecke war dann trotz tropischer Temperaturen nur noch Formsache. „Ich war aber natürlich trotzdem über jede Wasserstelle dankbar, die es hier gab“, grinste die Dreifach-Siegerin, die nun ihrem Heimrennen in Heidelberg am Sonntag entgegenfiebert.
Und dann gab es ja noch diese Musiker. Eine Blaskapelle heizte den Athleten am Streckenrand bei der Ladenburger Sahara-Party mit Marschmusik ein. Ob diese den Gladiatoren der Römerstadt zu ein paar Extra-Prozenten an Leistung verhalf? Nils Lorenz kann das nicht sagen. Dass er für seinen Premieren-Sieg beim 28. Römerman bis an seine Leistungsgrenze gehen musste, kann er allerdings bestätigen. „Das waren sicher die härtesten Bedingungen, unter denen ich in den letzten Jahren gestartet bin. Es war schon ein harter Tag.“ Der Mann vom SV Nikar kam über drei Minuten vor seinem Teamkollegen Jakob Breinlinger ins Ziel.
Die Vorentscheidung fiel auch bei den Männern auf der Radstrecke. Dort konnte sich Lorenz gleich zu Beginn von Breinlinger lösen, auch wenn dieser – von Bauchschmerzen geplagt – am Berg noch einmal herankam. Doch auf der zweiten Abfahrt war der Weg frei zum ersten Ladenburg-Sieg von Nils Lorenz – nach bislang zwei zweiten Rängen. Der Mann, der von Triathlon-Legende Sebastian Kienle trainiert wird, hat nun auch im Rhein-Neckar-Cup beste Karten.
Vor dem Start in Heidelberg werde er wieder trainieren, damit der Körper nicht ganz herunterfahre, verriet der Sieger: „Nach der Hitzeschlacht heute gibt es jetzt aber ein paar Tage Pause.“
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung